Borghorst - Das braune Schwitzwasser läuft nach einer aufwändigen Deckensanierung in dünnen Rinnsalen schon wieder die Wände hinunter. An der Rückseite der Pavillons sehen die Außenplatten aus wie angenagt, der am Eingang weggefaulte Fußboden ist notdürftig durch eine Sperrholzplatte repariert worden. Aber weder Tine Wittler wollte für einen „Einsatz in vier Wänden“ nach Borghorst kommen, noch hat sich bislang die reiche Tante aus Amerika gemeldet, die dem Jugendorchester ein neues Zuhause finanziert. Und von der Politik hat der Vorstand inzwischen auch einen Korb bekommen. „Keinen Cent gibt es aus dem Konjunkturprogramm“, ist Vorsitzende Ingeborg Northoff nach einem Gespräch mit dem Ersten Beigeordneten Dirk Wigant maßlos enttäuscht.
„Wir stehen wieder bei Null“, will die Leiterin aber nicht resignieren. „Das Jugendorchester braucht dringend eine neue Unterkunft.“ Dafür lohne es sich zu kämpfen. Gestern Abend fand deshalb ein Elternabend statt, bei dem das Problem erneut diskutiert werden sollte.
„Können wir unser Kind überhaupt noch zu Ihnen schicken?“ Diese Frage hört Ingeborg Northoff immer häufiger. Für sie ist das nur zu verständlich: „Im Winter mussten wir bei Heizungsausfall die Proben ausfallen lassen.“ Auch die Eimer auf dem Boden, die das Regenwasser unter der undichten Decke auffangen, dienen nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahmen. Und im Sommer kommt die Saunazeit. Bei den meisten Fenstern sind die Griffe schon abgeschraubt, damit sie sich nicht mehr öffnen lassen. Ingeborg Northoff: „Querlüften geht gar nicht.“ Da eine Isolierung so gut wie gar nicht vorhanden ist, steigen die Temperaturen oft auf Tropenniveau.
Unterstützung, so die JOB-Vorsitzende, habe es bislang für ihr Anliegen nur von Dr. Volker Gutberlet, Leiter des Borghorster Gymnasiums, gegeben. „Er hat einem Anbau an die geplante Mensa sofort zugestimmt“, so Ingeborg Northoff. Warum das Gebäude allerdings 390 000 Euro kosten soll, wie von der Verwaltung kalkuliert, ist dem JOB-Vorstand ein Rätsel: „Soll da vielleicht ein Projekt kaputt gerechnet werden?“
Was Ingeborg Northoff zu dieser Vermutung führt? „Wir selbst haben von einem Architekten durchrechnen lassen, was uns ein Neubau ohne Grundstück kosten würde. Mit den energetisch modernsten Maßnahmen kommen wir auf 250 000 Euro.“ Das ist für einen privaten Verein natürlich immer noch viel zu viel. „Alleine können wir das nicht stemmen.“ Ihr Appell an die Politik: „Können wir nicht gemeinsam überlegen, wie wir das hinbekommen?“
VON AXEL ROLL, STEINFURT, Westfälische Nachrichten
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